UNTITLED SEQUENCE OF GAPS
UNTITLED SEQUENCE OF GAPS besteht aus kurzen Vignetten, dargestellt in verschiedenen Techniken und Materialitäten und verwendet die Form eines Essayfilms, um sich dem traumabedingten Gedächtnisverlust durch Reflexionen an Licht außerhalb des sichtbaren Spektrums zu nähern - an dem, was gefühlt, aber nie gesehen wird. Sorgfältig zwischen planetarischen Makromaßstäben, physikalischen Phänomenen und individuellen Berichten über die Bildung affektiver Subjekte hin- und hergehend, betrachtet die Stimme des Künstlers Gewalt und ihre Funktionsweise, Klasse und Seltsamkeit nicht durch Repräsentation, sondern von innen heraus.
Die Montage des Videos ist langsam und rhythmisch, aber auch ungleichmäßig. Der Fluss der Bilder wird durch Lücken unterbrochen, die nicht weniger Bedeutung haben als die Bilder selbst. Filmmaterial, in dem das öffentliche visuelle Gedächtnis für die persönliche Erinnerung steht, existiert neben Sequenzen, die mittels Infrarot-Bildgebung aufgenommen wurden, und Szenen, die unter ultraviolettem Licht oder Mikrowellenstrahlung aufgenommen wurden. Während das Stück über die Auswirkungen des Unsichtbaren und die Macht, die der Verschiebung von Gewalt über die Sichtbarkeit hinaus innewohnt, nachdenkt, reflektiert es gleichzeitig die digitalen Archive und Technologien, die das Verhältnis des zeitgenössischen Menschen zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mitgestalten.
Die Arbeit testet die Grenzen des Sehens und der Aufzeichnungsfähigkeit und betrachtet Fälle, in denen ein Subjekt für sich selbst undurchsichtig bleibt. Geister erscheinen aus Löchern, die von einer unerinnerten Kindheit in die Zeit gerissen wurden, und ein kürzlich abgeschafftes Hexenverbrennungsritual in der ländlichen Heimatstadt des Künstlers dient als Folie, gegen die die Politik der Sichtbarkeit in Frage gestellt werden kann.
Details
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Länge
13 min -
Land
Deutschland -
Vorführungsjahr
2020 -
Herstellungsjahr
2020 -
Regie
Vika Kirchenbauer -
Mitwirkende
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Produktionsfirma
Vika Kirchenbauer -
Berlinale Sektion
Forum Expanded -
Berlinale Kategorie
Kurzfilm
Bilder aus dem Film
Biografie Vika Kirchenbauer
Vika Kirchenbauer (*1983, lebt in Berlin) ist Künstlerin, Autorin und Musikproduzentin. In ihrem Werk setzt sie sich mit Édouard Glissants Idee des Rechts auf Opazität auseinander und bezieht sich hierbei auf die Repräsentation jener Individuen und Sachverhalte, die von gegebenen Normen abweichen. Mit subtil widersprüchlichen sowie bewussten Überhöhungen entlarvt sie die Strukturen postfordistischer Arbeitsverhältnisse, das Streben nach Transparenz und die zunehmende Tendenz der Erlebnis-Ökonomie; einer Strategie der New Economy, deren Prinzip darauf basiert, den KundInnen kein Produkt, sondern ein emotionales Erlebnis zu verkaufen. Vor diesem Hintergrund erörtert sie die diffizile Beziehung zwischen PerformerIn und ZuschauerIn und die wechselseitigen Momenten des Betrachtens und Betrachtetwerdens. Zugleich setzt sich Kirchenbauer mit ihrer Rolle als Künstlerin auseinander und hinterfragt die steigende partizipative Erlebniskultur des Kunstbetriebs und die institutionellen Präsentationsformen zeitgenössischer Kunstwerke.
Ihre vielfach ausgezeichneten Arbeiten sind in unterschiedlichsten Kontexten gezeigt worden, u.a. im Neuen Berliner Kunstverein, Kunstmuseum Bonn, beim Donaufestival Krems, Hebbel am Ufer Berlin, Ann Arbor Film Festival, Images Festival Toronto, Bucharest International Experimental Film Festival, European Media Art Festival, den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen sowie der ICA Artists’ Film Biennial.
Sie war zu Gastvorträgen u.a. an der New York University, Goldsmiths University of London, University of Copenhagen, der Universität der Künste, Berlin, der Kunsthochschule für Medien, Köln und der Kunsthochschule Kassel eingeladen.
Filmografie Vika Kirchenbauer
2009 We: 1st Person Plural (Documentary short) | 2014 Please Relax Now (Documentary short) | 2016 She Whose Blood Is Clotting in My Underwear (Short) | 2017 Welcome Address | 2018 The Island of Perpetual Tickling