Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse

Frau Dr. Mabuse, Herrscherin über einen internationalen Pressekonzern, will zum Zwecke der Auflagensteigerung eine Kunstfigur kreieren, die zunächst alle Träume der Leserschaft erfüllt, um sie dann vor deren Augen zu vernichten. Ihre Wahl fällt auf Dorian Gray. Dr. Mabuse führt den reichen, narzisstischen Dandy in die Oper aus, wo er sich in die Sängerin Andamana verliebt. Auch auf dem Presseball und einer Weltreise durch die Unterwelt macht er eine glänzende Figur – und Dr. Mabuse mit der Berichterstattung hohe Profite. Doch dann wendet sich der moderne Homunkulus gegen seine Schöpferin … Anders als ihr androgyner Held im Film hat Ulrike Ottinger die Vorlesung über „Subversive Ästhetik“ nicht verpasst: In ihrer futuristischen Medientravestie verbindet sie Avantgardekunst und Triviales, Underground und Weltkulturen, Videotechnik und Voodoo zu einem Welttheater, in dem geschlechtliche und sozial verfestigte Rollenzuschreibungen immer wieder lustvoll konterkariert werden. Ottinger hierzu 1984: „Für mich würde eine emanzipierte Gesellschaft darin bestehen, dass sie keine Rollenerwartungen mehr an irgend jemanden stellt. Dann käme es auch nicht zur Diffamierung von Minoritäten.“

Details

  • Länge

    151 min
  • Land

    Deutschland
  • Vorführungsjahr

    2019
  • Herstellungsjahr

    1984
  • Regie

    Ulrike Ottinger
  • Mitwirkende

    Veruschka von Lehndorff, Delphine Seyrig, Tabea Blumenschein, Toyo Tanaka, Irm Hermann, Magdalena Montezuma
  • Produktionsfirma

  • Berlinale Sektion

    Retrospektive
  • Berlinale Kategorie

Biografie Ulrike Ottinger

Geboren 1942 in Konstanz. Sie lebte 1962-68 als Malerin und Fotografin in Paris, gründete 1969 in Konstanz den Filmklub „Visuell“, den sie bis 1972 leitete, sowie „galeriepress“ (Galerie und Edition). Seit 1973 lebt Ulrike Ottinger in Berlin. Neben ihrer Filmarbeit inszeniert sie Opern- und Theaterstücke und ist mit Fotoausstellungen international präsent.

Filmografie Ulrike Ottinger

1973 Berlinfieber | 1973 Laokoon & Söhne | 1977 Madame X - Eine absolute Herrscherin | 1979 Bildnis einer Trinkerin | 1981 Freak Orlando | 1984 Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse | 1985 China. Die Künste | 1986 Superbia | 1987 Usinimage | 1989 Johanna d'Arc of Mongolia | 1990 Countdown | 1992 Taiga. Eine Reise ins nördliche Land der Mongolen | 1997 Exil Shanghai | 2002 Südostpassage | 2004 12 Stühle | 2007 Prater | 2008 Die Koreanische Hochzeitruhe | 2011 Unter Schnee | 2016 Chamissos Schatten