Bubot Niyar

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Nach dem Beginn der Zweiten Intifada schloss Israel seine Grenzen für Arbeiter aus den Palästinensischen Gebieten, die in den Jahren zuvor die am schlechtesten bezahlten Arbeitsplätze ausgefüllt hatten. Wie in vielen Industrieländern werden auch in Israel Arbeiten im Haushalt und in der Altenpflege gern an Arbeitskräfte aus dem Ausland delegiert. Die Entscheidung bedeutete mithin einen kräftigen Einschnitt in den Arbeitsmarkt. Deshalb ermunterten die Behörden Arbeitskräfte in anderen Teilen der Erde zur Einreise nach Israel, um die vakant gewordenen Stellen neu besetzen zu können. Zu denen, die kamen, gehörten auch philippinische Transsexuelle. Wie viele Emigranten vor ihnen verließen sie ihr Land, weil sie sich ein besseres Leben erhofften. Zum Teil hatten ihre Familien sie auch wegen ihrer sexuellen Orientierung verstoßen. In Israel fanden sie Arbeit. Und zwar keine leichte, sondern eine, die sie körperlich wie seelisch sehr beansprucht. Oftmals rund um die Uhr pflegen sie ältere, orthodoxe jüdische Männer, für die sie häufig so etwas wie Ersatzkinder sind. Nicht selten verbindet sie ein enges persönliches Verhältnis mit ihren Arbeitgebern, deren Alltag sie teilen und die sie manchmal füttern und waschen müssen. An einem Abend in der Woche aber haben sie frei. Dann leben sie ihren persönlichen Traum und treten als Drag-Queens in Tel Aviv auf. „Paper Dolls“ heißt ihr Ensemble, das auf den Philippinen in dieser Weise wohl nicht an die Öffentlichkeit treten könnte. Aber auch wenn seine Mitglieder die liberale Atmosphäre in Israel genießen, bleiben sie letztlich doch Außenseiter und werden als solche behandelt. 

Details

  • Länge

    80 min
  • Land

    Israel, Schweiz
  • Vorführungsjahr

    2006
  • Herstellungsjahr

    2005
  • Regie

    Tomer Heymann
  • Mitwirkende

    Alex Claude
  • Produktionsfirma

    Claudius Films Ltd.
  • Berlinale Sektion

    Panorama
  • Berlinale Kategorie

    Dokumentarfilm
  • Teddy Award Gewinner

    TEDDY Readers Award

Biografie Tomer Heymann

Die 1970 und 1976 in Kfar Yedidya, Israel, geborenen Brüder haben gemeinsam mehr als 20 Dokumentarfilme und Serien produziert. In den letzten Jahren wurden ihnen eine Reihe von Retrospektiven gewidmet, unter anderem in New York, Buenos Aires, São Paulo und Tel Aviv sowie in Europa. Beide lehren an Filmschulen in Israel.

Filmografie Tomer Heymann

2000 Ad Hachatuna Ze Yaavor | 2001 Tomer Ve-hasrutim | 2003 Aviv | 2006 Gesher Al Havadi | 2007 Out of Focus | 2007 Shachor Al Lavan | 2014 Aliza | 2015 Mr. Gaga | 2018 Jonathan Agassi Saved My Life