Schweigen = Tod

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In dem zweiten Teil der Trilogie wird es das überlieferte Statement des Gouverneurs von Texas sein, das Amerikas faschistoiden Sexismus auf den Punkt bringt: »Wenn du Aids stoppen willst«, so der Politiker, der sich nicht auf Sendung glaubte, zu einem Rundfunkreporter,»dann knall die Schwulen ab«. SCHWEIGEN = TOD versammelt wie POSITIV eine Vielzahl von Kurzportraits, die durch ihre Radikalität und Offenheit beeindrucken. Diesmal sind es aber hauptsächlich Akteure der New Yorker Kunstszene, die Rosa von Praunheims behutsame und doch fordernde Interviewtechnik zur Selbstentäußerung bewegt. Allen Ginsburg, der eine Hymne auf seinen Schließmuskel verliest, oder der an Aids verstorbene Maler Keith Haring, der seine pictogrammähnlich typisierten Männchen auf T-Shirts in Serie für Safer-Sex-Kampagnen antanzen läßt, gehören dabei zu den gemäßigteren Fürsprechern der Aufklärung. (rosavonpraunheim.de)
Künstler in New York kämpfen gegen Aids. Die Wut und Radikalität New Yorker Künstler mit Aids kann nur der verstehen, der das Ausmaß der Katastrophhe in dieser Staddt kennt.
Im Sommer 1989 wurden 22.000 Menschen mit Aids gezählt. 10.000 sind infiziert und haben erste Anzeichen der Krankheit. 10.000 Menschen mit Aids sind wohnungslos. Das Gesundheitssystem in den USA ist schlecht, nur wenige sind krankenversichert. Die Zustände in den Krankenhäusern sind katastrophal.
Der Bürgermeister von New York, Ed Koch, gab in den ersten Jahren der Aids-Krise nur 25.000.- Dollar für Aids aus. Die kleine Stadt San Francisco dagegen 4 Millionen. Öffentliche Aufklärung wurde von den Kirchen blockiert, Kondomwerbung schwer gemacht.
In Amerika glaubt man nicht an den Staat. Um etwas zu erreichen, muß sich jeder selbst organisieren, den Politikern Druck machen; denn Schweigen bedeutet Tod. (Basis Filmverleih)
SCHWEIGEN = TOD ist von Praunheims zweiter Teil seiner Aids-Trilogie. Zusammen mit Teil 1: POSITIV gewann er den TEDDY JURY AWARD 1990.
Teil 3: FEUER UNTERM ARSCH
>>> zusätzliches Interview auf YouTube ansehen (englisch): Avram Finkelstein, ein Mitglied des Silence=Death Projekts, spricht über AIDS, ACT-UP, einheitliches Schweigen, Holocaust Metaphern, Street Art und die Enstehung eines ikonischen politischen Bildes.

Details

  • Länge

    55 min
  • Land

    Deutschland
  • Vorführungsjahr

    1990
  • Herstellungsjahr

    1989
  • Regie

    Rosa von Praunheim, Phil Zwickler
  • Mitwirkende

    David Wojnarowicz, Rafael Gamba, Paul Smith, Peter Kunz, Don Moffet, Keith Haring, Allen Ginsberg, Emilio Cubiero, Bern Boyle
  • Produktionsfirma

    Rosa von Praunheim Filmproduktion
  • Berlinale Sektion

    Panorama
  • Berlinale Kategorie

    Dokumentarfilm
  • Teddy Award Gewinner

    Teddy Jury Award

Biografie Rosa von Praunheim

Geboren 1942 in Riga. Er studierte an der Werkkunstschule Offenbach am Main sowie an der Hochschule der Künste Berlin. 1967 realisierte von Praunheim erste Kurzfilme. Sein Durchbruch gelang ihm 1971 mit dem Dokumentarfilm Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt.

Filmografie Rosa von Praunheim

1971 Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt | 2016 Welcome All Sexes: 30 Jahre Teddy Awards | 2017 Überleben in Neukölln

Biografie Phil Zwickler

Filmemacherin und Autorin über schwule und lesbische Themen und die AIDS-Krise. Philip war bekannt für seine Arbeit über Rechte und Reaktionen: Lesbian & Gay Rights on Trial , ein preisgekrönter Dokumentarfilm, der die Anhörungen des Stadtrates von New York 1986 über das Gesetz über die Rechte von Schwulen und Lesben (1988) dokumentiert. In Zusammenarbeit mit David Wojnarowicz produzierte er Fear of Disclosure (1994), einen Kurzfilm über die Probleme schwuler Männer bei der Partnersuche im Zusammenhang mit AIDS.

Phil arbeitete auch mit der deutschen Experimentalfilmerin Rosa von Praunheim zusammen, um "Schweigen gleich Tod" und "Positiv" zu produzieren, die beide die Emotionen und die Wut von Menschen mit AIDS untersuchen. Der Film "Positiv" beinhaltet Interviews mit Zwickler und zwei anderen Männern, die HIV-positiv waren. Sein letztes Projekt "The Needle Nightmares" (1991) produzierte er mit Hilfe von David Meieran.

Phil arbeitete auch als Nachrichtenreporter, veröffentlichte Geschichten in der Village Voice und war einige Jahre lang als Redakteur der People with AIDS Coalition Newsline tätig. Bevor er in Film und Journalismus arbeitete, unterrichtete er Literatur an öffentlichen Schulen und Community Colleges in New York City.

Er starb im Alter von 36 Jahren an den Folgen von AIDS in Manhattan, New York City, New York.
-findagrave.com